Bonifatius Kloosterpad

IN DEN SPUREN VON HEILIGEN UND PILGERN

Die Nordsee gab der Welt Fryslân. Ein wasserreiches Delta am Ende zahlreicher Flussmündungen. Ein Gebiet mit Bächen, Kanälen, Schlammfeldern, Salzwiesen, Uferwänden und Stränden. Ein Land, das sich mit den Gezeiten bewegte, das immer wieder verschiedene Formen annahm. Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches haben sich die Friesen mit einer Handelsflotte und Niederlassungen in Flussstädten und Seehäfen in Deutschland, Frankreich, England und entlang der Ostsee zu einer europäischen Supermacht hochgearbeitet.

Die angelsächsischen Mönche Willibrord und Bonifatius verbreiteten den christlichen Glauben unter den Friesen. Weitere Missionare folgten, gefolgt von den mittelalterlichen Mönchsorden. Der Tod (754) und die Heiligsprechung von Bonifatius führten zu einer Pilgerstadt am Wattenmeer: Dokkum war im Mittelalter der wichtigste Seehafen im Norden. Die Christianisierung und Ankunft der Klöster brachte neue Einblicke in die Wasserwirtschaft - Landgewinnung, Schleusen und Böschungen - und legte den Grundstein für die zeitgenössische Kulturlandschaft in Fryslân. Das Erbe von Heiligen, Mönchen und Pilgern bietet faszinierende Geschichten. Die Informationsschnipsel und die Spuren der regionalen Namen und der Landschaft, auch wenn es sich nur um einen winzigen Abdruck handelt, können während des Gehens gelesen und verstanden werden. Der Bonifatius Klosterpfad verbindet Schiermonnikoog mit Wolvega und bietet Zugang zu allen wichtigen Klosterorten und Höfen in Nordost- und Südostfriesland. Die Geschichten rufen ein Bild von Engagement, Ausdauer, Einfallsreichtum und dem Drang hervor, Gutes zu tun, zu helfen, zu arbeiten und zu beten. 

Sie könnten Gott in der irdischen Existenz, kleinen Paradiesen des Gemeinschaftsgeistes und des kreativen Einfallsreichtums nicht näher kommen. Die Realität war natürlich widerspenstiger, die Versuche, den Himmel zu erobern, waren zum Scheitern verurteilt. Es sind schöne, anregende Geschichten von vielfältigen Kulturlandschaften: vom Wattenmeer bis zum Wald. Der Bau von Deichen, Böschungen, der Bau von Wasserbrechern wie Schleusen und Dämmen, die Entwicklung des Handwerks und der Wissenschaft haben die Landschaft unauslöschlich geprägt. Wer in Fryslân von Nord nach Südost wandert, durchquert alle erdenklichen Landschaftstypen. Von der Wattenmeerküste mit Dünen und Salzwiesen bis zum eingedeichten Land mit Dörfern auf Wierden und Wurten und mittelalterlichen Kirchen, die von Wasserstraßen und Stadtteilen durchschnittenen Torfgebieten mit Erlen- und Eichengurten und den höheren Sandböden mit Flusstälern und Böschungen mit Heiden und Wäldern. Der Wechsel der regionalen Landschaften spiegelt die vielfarbige und facettenreiche Geschichte seit dem Mittelalter wider. Für diejenigen, die darüber nachdenken und ein Auge für haben, kann das Erbe von Bonifatius noch gut in der Landschaft gelesen werden. Die Kreuz- und Kirchenwege, Leichenwege, Schreine und Deiche sind ausdrucksstarke Zeugen vergangener Zeiten.

Der Bonifatius Klosterpfad besteht aus zwölf zusammenhängenden Etappen zwischen Dokkum und Wolvega und dreizehn Rundwanderwegen: auf Schiermonnikoog, um Anjum, um Dokkum, Burgum, Drachten, Oosterwolde, Wolvega und einer mehrtägigen Route bei Buitenpost. Insgesamt umfasst die Route das Wandernetz in Fryslân rund 450 Kilometer. Die Realisierung dieser Route wurde dank der finanziellen Unterstützung von Iepen Mienskip Fûns, den Gemeinden, die den Weg kreuzen, Wetterskip Fryslân und It Fryske Gea ermöglicht. Spaziergänge auf dem Land und Liegestühle zwingen den Fußgänger dazu, in ein anderes Tempo zu wechseln als das hektische. Es öffnet den Blick für andere Erfahrungen und Gefühle. Der Bonifatius Klosterpfad beleuchtet die reiche Geschichte der Klöster und Landschaften und zeigt die untrennbare Verbindung zwischen ihnen. Der Pilger riecht und sieht Eindrücke von Jahrhunderten auf weiten Feldern, Wiesen, intimen Baumwänden, Flügeln, Wasserstraßen und Nachbarschaften.Unterwegs wird viel Wert auf die abwechslungsreiche Natur gelegt. Von Norden nach Süden lernt der Wanderer das zeitgenössische Kloster Schiermonnikoog in Huize Rijsbergen, die Abteien Sion und Weerd, die Abtei Bonifatius und die Kapelle in Dokkum, das Kloster Claercamp bei Rinsumageast, Veenklooster, Vrouwenklooster, Gerkesklooster, Buweklooster, das Barraconvent in Burgum kennen, Ee und das Karmelkloster bei Drachten, Trimunt, Mariahof in Bakkeveen, Steenkerk bei Luinjeberd, das Hasker- und Schoter-Kloster nördlich und südlich von Heerenveen und zuletzt an der Grenze zu Overijssel, Blesdijke. Eine Reise zwischen Extremen, die die Phantasie des Pilgers nährt und anregt. 
Einen schönen Spaziergang.
Fokko Bosker und Lammert de Hoop
Lippenhuizen/Dokkum, 
september 2019